Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
Unsere Familie

Dr. med. Albert Helmut ZELLER[1]
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Name Albert Helmut ZELLER Titel Dr. med. Geburt 06 Aug 1920 Stuttgart,,,,,
Geschlecht männlich Tod 25 Mai 2005 [2] Beerdigung 01 Jun 2005 Stuttgart,,,,,Bad Cannstatt
Personen-Kennung I13983 Merkel-Zeller Zuletzt bearbeitet am 4 Okt 2024
Vater Dr. med. Hermann Albert ZELLER, geb. 25 Feb 1888, Winnenden,,,,,
gest. 17 Sep 1948, Bad Cannstatt,,,,,
(Alter 60 Jahre) Mutter Emilie Gertrud GÖRICK, geb. 29 Jun 1893, Cannstatt,,,,,
gest. 1987 (Alter 93 Jahre) Eheschließung 25 Apr 1916 Stuttgart,,,,,Bad Cannstatt
Familien-Kennung F5937 Familienblatt | Familientafel
Familie Gesperrt Kinder 1. Gesperrt 2. Gesperrt 3. Gesperrt 4. Gesperrt Familien-Kennung F5939 Familienblatt | Familientafel Zuletzt bearbeitet am 25 Aug 2007
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Notizen - ZB § 556; ZB § 533,2; Z 1 § 433,2; Reimer S. 20; Zell 13-1.1.1.10.2.7.17.1.6.2.1.2.;
ZELLER ALBERT HELLMUT
Nachruf von Gerhart Zeller (557) in Nachrichten des Martinszeller Verbandes, Dezember 2005 Nr. 34 S. 45-47
556 Albert Hellmut Zeller, geboren am 6. August 1922 in Stuttgart, starb am 25. Mai 2005 und wurde am 1. Juni auf dem Uff-Kirchhof in Stuttgart - Bad Cannstatt bestattet. Sein Bruder Gerhart Zeller schreibt:
Wir, die Nachkommen von Hermann Zeller und Gertrud Görick, waren drei Brüder: Ernst, geboren 1918, Albert, geboren 1920, Gerhart, geboren 1922.
Albert, gestorben am 25. 5. 2005 im Alter von fast 85 Jahren, dem dieser Nachruf gilt, ist im von der ärztlichen Praxis des Vaters geprägten Elternhaus in Bad Cannstatt aufgewachsen. Auch auf seiner Jugendzeit lag der Schatten des Augenleidens des Vaters. Albert, der nie einen anderen Berufswunsch als den des Arztes hat erkennen lassen, wurde nach dem Abitur im Februar 1939 Soldat und kam gerade recht zum Beginn des Russlandfeldzugs. Zu Fuß kam er mit seiner Truppe bis an den Stadtrand von Moskau. Er sah die Türme und Kuppeln der Stadt. Er hatte sich seine Soldatenstiefel (Knobelbecher) durchgelatscht. Dann kamen die sibirischen Divisionen und der Winter 1941-42 und da war es aus mit dem Siegen. Albert hat nie viel von seinen Kriegserlebnissen erzählt. Sein Kompaniechef habe beim Überschreiten der russischen Grenze geäußert: „Hoffentlich weiß Herr Hitler, wie groß Rußland ist." Am Tag danach habe eine russische Granate den Offizier zerfetzt. Albert habe das von Blut und Kot triefende Bündel nach „rückwärts" begleiten müssen. Dieses und wohl auch andere grausame Bilder haben ihn bis in seine eigene Todesstunde verfolgt. Albert kam zur Studentenkompanie nach Tübingen und er hat dort sein ganzes Medizinstudium absolviert, nur unterbrochen durch „Frontbewährung" in den Semesterferien. Nicht alle kamen zurück. Im August 1945 wurde er aus der Gefangenschaft in Süddeutschland entlassen und auf Grund seiner in der letzten Kriegsphase erworbenen Notapprobation Assistenzarzt der Inneren Abteilung des Esslinger Krankenhauses. Er hatte Januar 1945 die Medizinstudentin und Arzttochter Rose Weyhenmaier aus Mettingen geheiratet, am 28. 11. 45 kam Barbara (Bärbel) auf die Welt. Da er seiner Notapprobation nicht traute, holte er 1946 das Staatsexamen in Tübingen nach. Er hatte eine längere gründliche internistische Fachausbildung geplant. Es kam anders, die schon immer gefährdete Gesundheit des Vaters verschlechterte sich. Albert musste ihm in der Praxis helfen und nach dem Tod des Vaters am 7. 9. 48 diese mit 28 Jahren übernehmen. Er hat dadurch die Familie, die nach der Währungsreform vom 20. Juli 1948 wieder vor dem Nichts stand, vor dem endgültigen wirtschaftlichen Ruin bewahrt und mir die Fortsetzung meines Medizinstudiums in Tübingen ermöglicht. Er hat diese väterliche Praxis bis ans Ende seiner Lebensarbeitszeit treu geführt.
Fragt man nach den tragenden Kräften dieses Lebens, dann ist zuerst die Familie zu nennen. Vier Kinder, drei Mädchen und ein Sohn, sieben Enkel und vier Urenkel waren sein Stolz und er hat liebevoll und aufmerksam diesen immer größer werdenden Kreis zusammengehalten. Der jüngste Urenkel ist kurz nach Alberts Tod geboren worden. Er wurde von ihm noch mit Freude erwartet: „Geburt und Tod ein ew'ges Meer". Wie er es fertig gebracht hat, seine drei Töchter ohne Vorbild und Beispiel von Schwestern oder Tanten zusammen mit seiner Frau Rose so zu erziehen, dass sie über den Tod hinaus in treuer Liebe an ihm hängen, hat mich immer mit Bewunderung erfüllt.
Die andere tragende Kraft seines Lebens war seine ärztliche Praxis. Wie er sie von seinem Vater übernommen hat, so hat er sie geführt. Er hing an seinen alten Patienten und sie an ihm. Im Sprechzimmer seines Vaters hat er nichts verändert. Es blieben der alte Schreibtisch, die alten Sessel, die alte Bibliothek unter dem großen eindrucksvollen Ölbild unseres Urgroßvaters, des Winnentaler Psychiaters Albert Zeller.
Der eigentliche tragende Grund seines Lebens war aber doch die Liebe zu seiner engeren Heimat zwischen Tübingen und Stuttgart, die er nicht verlassen hat, deren Geschichte er aufmerksam studierte und die er, so lange seine Kräfte reichten, erwanderte und deren Idiom er ungeniert sprach. Psychiater wollte er nie werden. Aber geerbt hat er die Fähigkeit, auch mit schwierigen Menschen klug und geschickt umzugehen. Dies hat ihm die Tür geöffnet zu verantwortungsvollen Tätigkeiten in der ärztlichen Selbstverwaltung. Als langjähriger stellv. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg, aber auch in anderen wichtigen Ehrenämtern, z.B. als Richter beim Sozialgericht, hat er sich allgemeine Achtung erworben. Die Tätigkeit bei der KV in Stuttgart hat bei ihm Fähigkeiten wirksam werden lassen, die sonst geschlummert hätten, nämlich eine große Verwaltung zu organisieren und zu führen. Er wurde hierfür 1981 mit dem Bundesverdienstkreuz am Band, 1983 mit der Friedrich-Schiller-Medaille des Hartmannbundes und 1993 mit der Albert-Schweitzer-Medaille der Landesärztekammer ausgezeichnet. Alberts Begabung reichte eben über den ärztlichen Bereich hinaus. Er hätte auch Oberbürgermeister einer Großstadt sein können. Wer diesen bescheiden auftretenden, klugen und doch durchsetzungsfähigen Mann gekannt hat, wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren, und mir war er mehr.
Gerhart Zeller (557)
PWM Quellen Nachrichten des Martinszeleer Verbandes, Dezember 2005, Heft 34. - Zeller, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012761770.html [04.10.2024].
- ZB § 556; ZB § 533,2; Z 1 § 433,2; Reimer S. 20; Zell 13-1.1.1.10.2.7.17.1.6.2.1.2.;
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Quellen
