Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
 Unsere Familie

Lina Rösle WELLER

Lina Rösle WELLER[1]

weiblich 1908 - 1997  (89 Jahre)

Angaben zur Person    |    Notizen    |    Quellen    |    Alles    |    PDF

  • Name Lina Rösle WELLER 
    Geburt 09 Mrz 1908  Löchgau,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht weiblich 
    Tod 15 Apr 1997  Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung 21 Apr 1997  Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I44930  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 30 Mai 2011 

    Vater Jakob WELLER,   geb. 20 Mai 1880, Spöck,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 16 Jan 1942, Löchgau,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 61 Jahre) 
    Mutter Catharina RAU,   geb. 22 Nov 1882, Wolpertsdorf,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 01 Feb 1959, Löchgau,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 76 Jahre) 
    Familien-Kennung F19527  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Wilhelm Friedrich REUSCHLE,   geb. 19 Okt 1907, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 23 Jan 1979 23 Jan 1980, Bietigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 72 Jahre) 
    Kinder 
     1. Gesperrt
     2. Gesperrt
     3. Gerhard REUSCHLE,   geb. 14 Mai 1935, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 27 Feb 1995, Bietigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 59 Jahre)
     4. Gesperrt
    Zuletzt bearbeitet am 8 Aug 2009 
    Familien-Kennung F19428  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Erich W. Reuschle mailt 5/2011 Konrad Schmid Chronik: Hausfrau;
      Meine Mutter, Lina Rösle, geborene Weller, ist in Löchgau aufgewachsen. Nach Beendigung ihrer Schulzeit hat sie in etlichen Haushaltungen als Dienstmädchen gearbeitet. Dort waren die Anforderungen meistens sehr hoch, die Entlohnung niedrig und die Freizeit knapp. 1928/29 war sie in Heilbronn bei einer vornehmen, reichen Familie beschäftigt. Auch dort galten die gleichen Bedingungen. Für eine Romanze mit Wilhelm blieb niemals viel Zeit. Nur am Sonntag Nachmittag hatte sie einige Stunden frei. Gewöhnlich traf sie dann Wilhelm, der mit seinem Zündapp-Motorrad der von Besigheim nach Heilbronn gefahren kam. Nach der Heirat am 8/11/1930 mieteten sie sich eine kleine Wohnung in Besigheim. Im März 1931 wurde ich geboren. Diese Wohnung wurde dann sehr schnell zu klein, als ich anfing zu laufen. Im Februar 1932, als ich 11 Monate alt war und schon laufen konnte, stolperte ich und fiel ungeschickt mit Händen und mit dem Gesicht an einen gusseisernen, sehr heissen Ofen. Ich hatte Verbrennungen dritten Grades im Gesicht und an den Händen und brauchte viel Pflege. Am 27 Mai 1932 wurde Eugen geboren. Die Suche nach einer größeren Wohnung endete mit dem Kauf der Hälfte des Hauses in der Stadtschreibereigasse 5. Meine Urgroßmutter und Großtante Pauline zogen sich in die obere Wohnung zurück. Nach dem Tod meiner Urgroßmutter im Oktober 1934 zog Tante Pauline in eine Wohnung hinter der Besigheimer Methoditenkirche ein und wohnte dort bis zu ihrem Tod 1945..
      1935 wurde Gerhard geboren. Er war der dritte Sohn. Trotzdem fand Lina immer noch Zeit, Handarbeiten für Andere zu machen. Sie nähte, strickte, häkelte, stickte und reparierte Kleidung für die Familie und für Bekannte. Manchmal habe ich fertige Artikel zu Kunden tragen müssen. Sie hatte scheinbar als Einzige in der Nachbarschaft eine Nudelmaschine und machte oft Nudeln für Nachbarn. Es gab immer viel zu tun und Lina scheute sich nicht vor der Arbeit. Neben dem Haushalt hatte sie auch noch viel im Weinberg, im Garten und auf den zwei kleinen Äckern zu tun. Am 5. November 1939 wurde Wilma geboren. Wenige Monate zuvor wurde Lina auch Miteigentümerin vom neuen Weinberg in der Schwalbenhälde. Das bedeutete wieder mehr Arbeit für sie. Damit mussten die Handarbeiten für Kunden aufhören.
      1941 wurde der Ehemann Wilhelm Soldat. Damit fing eine schwere, arbeitsreiche Zeit an für die ganze Familie. Die Grundstücke mussten in guter Ordnung erhalten bleiben und da musste Lina auch den Vater ersetzen. Mit jedem Kriegsjahr wurde es schwieriger. In den ersten Kriegsjahren gab
      es oft bei Nacht Fliegeralarm und die ganze Familie zog sich in den Keller zurück, so lange die feindlichen Flugzeuge in der Nähe waren. Diese kamen immer öfter und wir verbrachten viel Zeit ängstlich im Keller. 1944 und 1945 gab es fast jede Nacht Fliegeralarm und während des Tages kamen Jagdbomber, die alles was sich im Freien bewegte, angriffen und mit Bordwaffen beschossen. Stuttgart, Heilbronn, Pforzheim, Bietigheim und Grossingersheim hatten großen Schaden durch die Luftangriffe. In Pforzheim wurden in 22 Minuten 20000 (zwanzigtausend) Personen durch den
      Luftangriff getötet. In Heilbronn waren es mehr als 8000. Wir mussten während den Arbeiten im Weinberg oft in Deckung gehen, wenn Tiefflieger in der Luft waren. Die Eisenbahnlinie und der Bietigheimer Viadukt waren populäre Angriffsziele, die oft angegriffen wurden. All das machte die Arbeiten im Freien viel schwieriger. Wir hatten den Krieg satt und sehnten uns nach einem Ende von dem Teror, der so vielen Menschen das Leben kostete.
      In Besigheim hat es auch Bombenschaden gegeben. Eine Sprengbombe fiel in den Garten von Wilhelm und Luise Reuschle's Haus und die Explosion drückte den westlichen Hausgiebel ein. Eisenbahnzüge wurden etliche mal angegriffen. Am Ostersonntag 1945 früh um 7 Uhr fielen Phosphorbomben auf den Besigheimer Bahnhof und auf ein Wohnhaus in der Bietigheimer Straße. Dort hat es Tote gegeben. Wenige Tage später kamen dann schon die feindlichen Truppen und besetzten den Besigheimer Stadtteil westlich von der Enz. Nahrungsmittel waren schon seit 2 oder 3 Jahren knapp und jetzt
      waren die Läden leer und man konnte nichts mehr kaufen. Eine Bombe zerstörte das Hauptwasser-Rohr, das Trinkwasser nach Besigheim brachte und deshalb mussten wir das Wasser am Marktbrunnen holen. Das konnte man nur nach Einbruch der Dunkelheit machen weil die Kirchstraße von den feindlichen Truppen übersehen werden konnte. Dann blieb auch die Elektrizitaet weg und wir waren während der Dunkelheit auf Kerzen angewiesen. Es dauerte etwa 12 Tage, bis die französischen Truppen den Rest von der Stadt einnahmen. Endlich konnte man wieder ruhig schlafen. Wenige Tage später übernahmen die Amerikaner die Besatzung von Besigheim. Als erstes wurde jedes Haus von bewaffneten amerikanischen Soldaten gründlich nach Waffen untersucht. Jedes Schrankfach und jede Schublade wurde durchgesehen. Soviel ich mich erinnern kann, wurde in ganz Besigheim keine Waffe gefunden. Später wurde bei der Durchsuchung von einer Weinberghütte, die einem Jäger gehörte, ein Schrotgewehr gefunden. Bald waren Wasser und Elektrizitaet wieder angeschlossen und man ging den alltäglichen Arbeiten im Weinberg und auf den Äckern nach, ohne dass man sich vor feindlichen Tieffliegern verbergen musste. Wir waren froh als der Krieg zu Ende war. Die Zeit, die durch die Eroberung von Besigheim verloren ging, musste dann mit doppeltem Einsatz wieder gut gemacht werden und im Frühling gibt es immer viel Arbeit in der Landwirtschaft. Lina hat auch das gut gemeistert bis Wilhelm Ende Juni oder Anfang Juli 1945 halbverhungert aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Die Familie war wieder komplett.
      Nach Kriegsende wurde Nahrung noch knapper als zuvor. Wo im Weinberg ein Weinstock fehlte, wurden Gurken oder Tomatenpflanzen gezogen. Jede Gelegenheit wurde genuetzt, um mehr Nahrung für eine hungrige Familie zu erzeugen. Unsere zwei Äcker waren nicht sehr fruchtbar und brachten nur kleine Ernten. Was wir erzeugten, wurde uns von den Lebensmittel-Karten-Zuteilungen abgezogen. Wir waren alle oft hungrig. Lina hat immer ihr Bestes getan für ihre Familie. Sie hat ihr ganzes Leben lang schwer gearbeitet, um es der Familie schöner und leichter zu machen. Sie hat selbst auf Vieles verzichtet. Nach den schweren Kriegsjahren wurde Vieles, im mehr als 400 Jahre alten Haus verändert, verbessert und renoviert. Dabei hat sie immer geputzt und aufgeräumt. Im alten Haus gab es immer viel alten Dreck, wenn irgendwo aufgerissen wurde, um anzubauen oder zu erneuern. Beim Haus-Neubau in der Freudentaler Straße hat sie die Bauarbeiter mit Mahlzeiten versorgt. Sie musste auch Wilhelm versorgen, der bei einem Arbeitsunfall seinen linken Arm verlor. Das hat sie Alles gut gemeistert und sie verdient Anerkennung und Dank dafür.

  • Quellen 
    1. Erich Wilhelm Reuschle, Mein Stammbaum - Die Familien Reuschle - Weller - Pantrion & Schön 2004;.