Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
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Wilhelm Friedrich REUSCHLE

Wilhelm Friedrich REUSCHLE[1]

männlich 1907 - 1980  (72 Jahre)

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  • Name Wilhelm Friedrich REUSCHLE 
    Geburt 19 Okt 1907  Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Tod 23 Jan 1979 23 Jan 1980  Bietigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I44923  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 18 Nov 2012 

    Vater Wilhelm Friedrich REUSCHLE,   geb. 09 Dez 1880, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 25 Okt 1962, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 81 Jahre) 
    Mutter Luise PANTRION,   geb. 23 Aug 1881, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 15 Mai 1955, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 73 Jahre) 
    Familien-Kennung F19427  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Lina Rösle WELLER,   geb. 09 Mrz 1908, Löchgau,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 15 Apr 1997, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 89 Jahre) 
    Kinder 
     1. Gesperrt
     2. Gesperrt
     3. Gerhard REUSCHLE,   geb. 14 Mai 1935, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 27 Feb 1995, Bietigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 59 Jahre)
     4. Gesperrt
    Zuletzt bearbeitet am 8 Aug 2009 
    Familien-Kennung F19428  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Reusch 12-1.5.1.3.1.1.2.1.1.3.2.;
      Wilhelm besaß schon in den 20er Jahren ein Motorrad, konnte seine Lina in Heilbronn besuchen und diese 1930 heiraten. Nach zunächst beengtem wohnen zogen sie ins Pantrion Haus in der Stadtschreibereigasse. Nach dem Frankreich-Feldzug wurde er zu den Pionieren eingezogen, diente bis 1944 in Russland, dann an die Westfront versetzt und im Ruhrkessel von den Amerikanern gefangen genommen. Nach der Heimkehr wurde das 400 Jahre alte Haus repariert. 1961 baute er in der Freudentaler Straße ein neues Haus. Bei einem Arbeitsunfall verlor er seinen linken Arm, konnte aber weiter mit seinem umgebauten Gogomobil (ruckartig) fahren. 1978 besuchte er mit seiner Frau den Sohn in Australien.
      Erich W. Reuschle mailt 5/2011 Konrad Schmid Chronik: Beruf: Maurerpolier. Weingärtner. Mein Vater, Wilhelm Friedrich Reuschle jun. ist während dem Ersten Weltkrieg aufgewachsen und hat die Entbehrungen, die damit verbunden waren, erlebt. Weil sein Vater als Soldat diente, musste er
      auch schon früh, nach der Schule in der Landwirtschaft mithelfen. Dann kam die Lehre als Maurer. Wilhelm war nicht nur als Maurer tätig. Er war auch als Steinmetz ausgebildet und hat auch viele grobe Steinmetzarbeiten ausgeführt, die überall in der Gegend um Besigheim noch zu sehen sind. Um beweglich zu sein, hat er sich schon früh ein Zündapp-Motorrad gekauft. Das hat ihm möglich gemacht, Sonntag nachmittags mit seiner Lina, die in
      Heilbronn in einem vornehmen Haushalt beschäftigt war, in Kontakt zu bleiben. Am 8/11/1930 wurde dann geheiratet und im März 1931 wurde ich (Erich) geboren.
      Die Zeiten waren damals schlecht und das Motorrad wurde wieder verkauft. Am 27/5/1932 wurde der zweite Sohn, Eugen, geboren und für das junge Paar war das schon eine große Verantwortung. Der Bauplatz Im Staigle wurde verkauft (Ich kann mich an diesen Platz noch erinnern) und die Hälfte
      vom Haus und Scheuer, Stadtschreibereigasse 5, wurde seinen Pantrion Großeltern abgekauft. Das Haus war damals etwa 500 Jahre alt und da gab es dann auch viele Reparaturen, die Wilhelm zum großen Teil nach Feierabend selber ausführen konnte. Später habe ich dann mitgeholfen. Da waren auch zwei kleine Äcker, auf dem Schäuber und in der Rossert, und ein Weinberg in der Neckarhälde, die von dem jungen Paar als Freizeitbeschäftigung und Nebenerwerb bearbeitet wurden. Der Nachbar in der Neckarhälde war ein alter Mann (Herr Woehrer) und für den wurde die Weinberg-Arbeit zu viel. Wilhelm und Lina kauften diesen Weinberg noch dazu. Dort mußten viele Weinstöcke neu angepflanzt und viele Weinbergmauern erneuert werden. Onkel Emil kaufte die obere Hälfte von diesem Weinberg. Der Weinberg war sehr steil. Zwischen der oberen und unteren Grenze waren 407 Stufen. Die geernteten Trauben, die abgeschnittenen Reben, zu Büscheln zusammen gepackt, Dünger, Spritzbrühe usw. mussten alle auf dem Rücken, entweder nach oben oder nach unten getragen werden und deshalb war diese Teilung eine vernünftige Lösung. Meine Eltern haben sich vor dieser Feierabend-Beschäftigung nicht gescheut. Sie waren sehr tüchtige und fleißige Leute. In Besigheim war es üblich, dass Arbeiter und Handwerker nach Feierabend etwas Land bewirtschafteten.
      Im Mai 1935 wurde Gerhard, der dritte Junge geboren.
      Im August 1939 war ein ein gut gelegener, aber ein wenig vernachlässigter Weinberg in der Schwalbenhälde zum Verkauf angeboten. Wilhelm hat den ersteigert. Als dann der Zweite Weltkrieg anfing, wurde die Freizeit-Beschäftigung fast zu viel für die junge Familie. Wilhelm wurde erst nach dem Frankreich Feldzug (etwa Februar 1941) zu den Pionieren eingezogen. Er wurde in Schwäbisch Gmünd und in Pirna ausgebildet. Er wurde vom Anfang an im Rußland-Feldzug eingesetzt, hauptsächlich beim Brücken- und Elektizitätswerke-Bau und deren Bewachung und Sicherheit. Er ist in Rußland weit gereist und hat dort viel gesehen. Seine Freizeit-Arbeit als Bauer und Weingärtner hat ihm gefehlt und er hat fast an jedem Ort, wo er für länger als einige Tage stationiert war, in seiner Freizeit den Bauern mit ihrer Feldarbeit geholfen. Dadurch hat er die Menschen, deren Sprache und Gebräuche kennen und schätzen gelernt.
      Zu Hause wurde es allerdings sehr schwierig. Am 5/11/1939 wurde die Tochter Wilma geboren. Seit Wilhelm Soldat wurde, stand Lina mit 4 Kindern und mit der vielen Arbeit in der Landwirtschaft alleine da. Ich, als der älteste Sohn, musste helfen, wo ich konnte. Eugen war etwas kleiner und schwächlicher und musste auch anfangen, dort Hand anzulegen, wo er konnte. Auf Gerhard und Wilma musste man immer noch aufpassen. Es gab das ganze Jahr über immer sehr viel zu tun. Wenn Wilhelm im kurzen Urlaub von Russland nach Hause kam, hatte er auch immer nur die Arbeit in seinen Weinbergen und auf den 2 kleinen Äckern im Sinn. Ende 1944 oder Anfang 1945 wurde Wilhelm vom von den Russen eingeschlossenen Libau per Schiff nach Gotenhafen verschifft. Danach wurde er an die Westfront versetzt. Dort wurde er im Ruhrkessel von den Amerikanern gefangen genommen. Im Kriegsgefangenenlager, auf einer Rheinwiese in der Nähe von Bingen, gab es fast nichts zum Essen, weil die Gefangenen nicht als Kriegsgefangene, sondern als entwaffnete feindliche Personen behandelt wurden. Die Lagerkommandantur suchte dann nach Bauhandwerkern und Wilhelm meldete sich weil er dachte, dass er zum Wiederaufbau von Städten eingesetzt wuerde. Eine Lagerküche musste gebaut werden und die eingesetzten Bauhandwerker bekamen etwas mehr zum essen, solange sie dort eingesetzt waren. Etliche Wochen späeter wurden die Bauern und Landwirte unter den Gefangenen
      aufgefordert, sich zu melden. Wilhelm meldete sich, weil er dachte, dass er bei Bauern eingesetzt würde. Da gab es eine große Überraschung. Diese wurden aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Wilhelm machte sich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Für eine kurze Strecke wurde er von einem Lastwagen Fahrer mitgenommen, aber den größten Teil von dem langen Weg musste er zu Fuß bewältigen. Kurz bevor er in Besigheim ankam, hörte ich, dass mein Vater auf der Ottmarsheimer Höhe gesehen wurde und dass er in Richtung Besigheim läuft. Ich bin ihm dann entgegen gerannt und habe ihn in der Nähe von der früheren neuen Brücke über den "alten Neckar", begrüßt. Fast hätte ich Ihn gar nicht erkannt, weil er so weit abgemagert war dass, er nur noch 99 Pfund, also nicht einmal 50 kg wog. Ich war damals auch schon größer als mein Vater. Die Heimkehr war eine große Freude für die ganze Familie.
      Schon nach wenigen Tagen kam sein früherer Arbeitgeber ins Haus und bemühte sich darum, Wilhelm wieder zu beschäftigen, was er auch annahm. Wenige Tage oder Wochen später bekam Wilhelm von seinem Onkel, dem Bauunternehmer Karl Köhler, ein besseres Angebot und Wilhelm arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung als Maurer Polier. Er leitete eine Gruppe von Bauhandwerkern an dem Bauprojekt, das ihm zugeteilt wurde. Es gibt viele Bauten in Besigheim und Umgebung, die von Wilhelm aufgebaut wurden und diese werden ein ewiges Andenken an ihn sein.
      Als Freizeit-Beschäftigung hatten Wilhelm & Lina die Weinberge und Äcker zu bestellen. Das war typisch für eine alteingessessene Besigheimer Handwerkerfamilie. Viele von diesen kleinen Parzellen sind von einer Generation zur nächsten verebt und brachte einen kleinen Nebenverdienst
      für die Familie, die das Land bearbeitete.
      Wilhelm erwarb von seinem Vater einen kleinen Weinberg im Steinbach, der zum Bau eines Hauses geeignet war. Dort bauten Wilhelm und Lina ihr Traumhaus. (etwa 1960). Das war nicht einfach, denn Wilhelm hatte kurz nachdem der Bau angefangen war, einen Arbeitsunfall auf einer Baustelle, bei
      dem er den linken Arm verlor. Der wurde zwischen Ellbogen und Schulter abgerissen. Darauf hin haben sich etliche freiwillige Helfer am Hausbau beteiligt. In diesem schöngelegenen Haus haben Wilhelm und Lina dann fast bis zu ihrem Tod gelebt.
      Wilhelm ließ sein Gogomobil zurechtbauen, so dass er es auch mit einem Arm fahren konnte. Das war für jeden Passagier dann ein Erlebnis, weil es manchmal rauh zuging. Jahre später hat er bereut, dass er sich nicht noch ein grösseres Auto zurecht machen ließ.
      Im März/April 1978 wagten Wilhelm und Lina einen Urlaub in Australien, um mich zu besuchen. Beide waren von dem großen weiten Land begeistert. Wilhelm sagte: Wenn er vor 20 Jahren gewusst hätte, wie schön und groß das Land ist, und was man für Gelegenheiten haben konnte, in der Landwirtschaft, dann wäre er auch nach Australien ausgewandert. Die Außenbezirke von Adelaide mit den vielen Hobbyfarmen haben ihm sehr gut gefallen. Er war begeistert von den großen Viehherden. Da musste ich oft den Wagen anhalten, damit er ein Photo machen konnte. In 5 Jahren komme ich wieder für einen längeren Urlaub nach Adelaide. 9 Monate nach der Rückkehr nach Besigheim, am 23 Januar 1979, musste er leider schon an unheilbarem Krebs im Bietigheimer Krankenhaus sterben. Er ist im Familiengrab auf dem neuen Friedhof in Besigheim begraben.

  • Quellen 
    1. Erich Wilhelm Reuschle, Mein Stammbaum - Die Familien Reuschle - Weller - Pantrion & Schön 2004;.