Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
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Georg BANZHAF

Georg BANZHAF[1]

männlich 1904 - 2000  (95 Jahre)

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  • Name Georg BANZHAF 
    Geburt 04 Dez 1904  Heldenfingen,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Tod 14 Feb 2000  Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I37214  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 29 Mai 2014 

    Familie Frida SCHLAGENHAUF,   geb. 27 Jun 1906, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 30 Apr 1993, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 86 Jahre) 
    Kinder 
     1. Gesperrt
     2. Gesperrt
     3. Martin BANZHAF,   geb. 02 Dez 1937, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 28 Sep 1958 (Alter 20 Jahre)
     4. Ursula BANZHAF,   geb. 25 Aug 1939 26 Aug 1943, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 02 Jan 1943 02 Jan 1945, Besigheim,Ludwigsburg,Baden-Württemberg,Deutschland,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 1 Jahr)
     5. Gesperrt
    Zuletzt bearbeitet am 13 Jul 2008 
    Familien-Kennung F16608  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Personenbild
    Personenbild
    Banzhaf-Schuhmacher-Kalender1990 a
    Banzhaf-Schuhmacher-Kalender1990
    Banzhaf-Schuhmacher-Kalender1990
    Banzhaf-Schuhmacher-Kalender1990

  • Notizen 
    • Besigheimer Geschichtsblätter, Nr. 13, Dieter Schedy, Besgamer Leit‘ ond ihre Gschichte, 1993, S. 18-24:
      Das Leben eines Schusters
      Georg Banzhaf wird Schuster und Zwienäher
      Wenn man erst im Alter von 85 Jahren seinen Beruf aufgibt und in den Ruhestand geht, dann hat das zweierlei Ursachen: erstens eine ausgesprochen gute Gesundheit und zweitens eine große Liebe zum Beruf. Beides ist bei Georg Banzhaf vorhanden. Vielleicht bedingt aber auch das eine das andere. Ein Drittes darf aber nicht übersehen werden: eine Frau, die ihm immer treu zur Seite stand, reges Interesse an seinem Beruf nahm und tagtäglich mit Hand anlegte. So überstand Georg Banzhaf auch zwei Kriege, Zeiten großer Arbeitslosigkeit und zwei Geldentwertungen.
      Am 4. Dezember 1904 wurde er in Heldenfingen im Oberamt Heidenheim geboren, wo er auch die Schule besuchte. Mit 13 1/2 Jahren kam er in die Lehre zu Kaspar Spahr. Vier Schuhmacher gab es damals in dem kleinen Ort, die in erster Linie Schuhe herstellten und erst an zweiter Stelle Schuhe reparierten. Alles mußte damals genäht werden, Klebstoff gab es noch keinen. 1923 ging Georg Banzhaf für ein dreiviertel Jahr nach Ansbach in eine Schuhmacherei und von dort nach Nördlingen in das Schuhwerk Schneider. Dieses Werk hatte sich auf die Herstellung von Sportschuhen spezialisiert, wofür 30 Zwienäher beschäftigt waren. Nach dem Sprichwort "Doppelt hält besser" fertigte man Haferlschuhe, ja sogar Bergstiefel an, die oft dreifach genäht wurden. Beim Zwienähen wird das Obermaterial des Schuhs mit einer doppelten Naht an der Sohle befestigt.
      Georg Banzhaf kommt nach Besigheim und klopft Steine
      Zur gleichen Zeit eröffnete Wilhe1m Mayer eine Zwienäherei in der Türkengasse. Hierzu benötigte er Fachkräfte, die diese Kunst beherrschten. Da das Schuhwerk Schneider für diese Kunst- über die Grenzen- des Landes bekannt war, fragte Wilhelm Mayer dort nach, ob sie hierfür wohl einen Gesellen frei hätten. Banzhaf beherrschte nun das Zwienähen, wandte sich an das Arbeitsamt, um eine neue Stelle zu finden. Und als ihn die Firma Schneider nach Besigheim schickte, glaubte er, diese neue Stelle sei durch das Arbeitsamt vermittelt worden.
      So bestieg er den Zug und kam 1925 in seiner jetzigen Heimatstadt an. Er war nie auf der Walz gewesen. Von 1926 bis 1929, in der arbeitslosen Zeit, arbeitete er für kurze Zeit bei der Bahn in Bietigheim und im Anschluß daran bei der Stadt Besigheim. Hier klopfte er Steine. Stadtbaumeister Feyerabend war damals sehr zufrieden mit ihm, denn Banzhaf beherrschte die Kunst des Steineklopfens, die er schon in früher Kindheit hatte erlernen müssen. Das Schwierigste und das Wichtigste beim Steineklopfen liegt darin, sich zuallererst ein Steinhäuflein als Unterlage zu schaffen, auf dem man die anderen Steine zerschlagen kann. "Erst dann ging es richtig los' " meinte Banzhaf.
      Georg Banzhaf lernt seine Frau kennen und macht sich selbständig
      Zwischenzeitlich hatte der junge Schuhmacher seine Frau kennengelernt. Sie ist eine geborene Schlagenhauf, deren Vorfahren, es waren drei Familien, im 17. Jahrhundert von Ebingen in Besigheim eingewandert waren. 1929 nahm Banzhaf seine Arbeit als Schuhmacher wieder auf. Drei Tage arbeitete er in einer Kirchheimer Schuhfabrik und drei Tage versuchte er sein Glück als eigenständiger Schuhmacher in einer kleinen, im Erdgeschoß des schwiegerelterlichen Hauses gelegenen Kammer. In dieser Kammer stand das Bett des Bruders von Frau Banzhaf. Die beiden, Schuster und Bruder der Ehefrau, kamen sich aber nie ins Gehege; denn jeder benutzte die Kammer zu einer andern Tageszeit. Da die Besigheimer Werkstatt „gut lief“, meldete Banzhaf diese 1931 bei der Handwerkskammer an und war damit selbständig. 1929 hatte Banzhaf schon seine erste Nähmaschine gekauft, auf der er bis zu seiner Zur-Ruhe-Setzung 1989 arbeitete. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges bekam Banzhaf einen Stellungsbefehl nach Norwegen. Da er aber damals der einzige Schuhmacher in Besigheim war, wurde er über die Kreishandwerkerschaft uk gestellt und bekam noch einen Helfer zugewiesen. Es war in der Zeit, in der man wohl mehr Schuhe reparieren ließ, als neue zu kaufen. Banzhaf erinnert sich: "Oft war die Werkstatt mit reparaturbedürftigen Schuhen so voll gestopft, daß man darin nicht laufen konnte." Ein Helfer bedeutete aber gleichzeitig, daß die Werkstatt erweitert werden mußte. Hierzu wurde die Wand zu der daneben liegenden Waschküche herausgebrochen und die Waschküche selbst in einen anderen Raum verlegt.
      Frau Banzhaf und das Vesper
      Zum Essen habe ich mir immer viel Zeit gelassen", erklärt Georg Banzhaf. "I hab' s nie nadrickt." Obwohl die Ernährung in seiner Kindheit sehr eintönig war, es gab vorwiegend Knöpfle und Soß, war er nie krank. "Das kann sich ein selbständiger Handwerker nicht leisten:" Und Beschwerden durch die Arbeit und durch das lange Sitzen kannte er lange Zeit nicht. Erst als die Damenschuhe mit den hohen Absätzen, in denen Metallhülsen steckten, aufkamen, hat sein Rücken stark gelitten. Diese Hülsen mußten bei der Reparatur der Absätze unter großer Anstrengung herausgezogen werden.
      Georg Banzhaf achtete auf einen äußerst pünktlichen Tagesablauf. "Das braucht der Körper", meint er: "Sonst kommt alles durcheinander." Dazu gehört auch das Vesper. So kam Frau Banzhaf täglich kurz vor 9 Uhr in die Werkstatt und brachte dieses ihrem Mann, so daß er pünktlich um 9 Uhr vespern konnte, und zwar stehend bei seiner Maschine. Bei der Arbeit saß er. Das Vesperbrett wurde so in die Maschine eingeklemmt, daß es sich in Griffhöhe befand. Dadurch hatte der Meister freie Hand, um Käs', Rettich, manchmal auch eine Rote Wurst darauf mundgerecht schneiden zu können. Heute noch ist das Vesperbrett vorhanden, von den vielen Schnitten tief zerfurcht. Während des Vesperns konnte Banzhaf zum Fenster hinausschauen und das Treiben vor seinem Haus beobachten. Nur im Winter, wenn kein Mist gefahren werden konnte, war die hauseigene "Miste" so hoch, daß sie ihm den Blick verstellte. Während Georg Banzhaf vesperte, fütterte seine Frau die eigenen Gänse und Hühner; Hasen und Enten, eine Geiß und eine Sau. "Das Futter dazu konnte man überall an den Wegrändern und Feldrainen holen", sagt Banzhaf.
      Der Schuster und sein Handwerkszeug
      Betrat man die Werkstatt von Schuster Banzhaf, so konnte man wohl feststellen, daß hier die moderne Technik noch nicht Einzug gehalten hatte, wohl auch nie hätte Fuß fassen können; denn die Reparatur von Schuhen war, ist und wird immer ein Handwerk in seiner ursprünglichen Form bleiben. Die ganz wenigen Maschinen spielen eine untergeordnete Rolle. So sind - jetzt muß man wohl sagen: waren - in der Werkstatt vorhanden: ein Gummikasten mit Absätzen, eine Lederwalze zum Härten des Leders, damit die Nägel und Holzstifte hielten, gebogene „Eiselen“, mit Nägeln zum Aufnageln an die Absätze, Leisten bis zur Schuhgröße 47, eine Spindelpresse zum Aufkleben und Anpressen der Sohlen, eine Maschine zum Schleifen, Bimsen, Fräsen und Ausputzen der Schuhe, Zangen, Leisthaken und verschiedene Ahle zum Vorstechen der Löcher im Leder, dazu zwei Nähmaschinen, eine davon mit einem hölzernen Untergestell. Die Sohlen wurden, im Gegensatz zu heute, mit Pechdraht aufgenäht. Dieser Pechdraht bestand aus Hanfgarn - für starke Nähte wurde er aus bis zu 8 Fäden vom Schuhmacher selbst zusammengedreht. Am vorderen Ende wurde eine Schweinsborste eingedreht - eine Arbeit, die großes Geschick verlangte. Anschließend wurde der so entstandene Nähfaden mit Pech ausgestrichen. Mit der Ahle wurden nun die Löcher vorgestochen und mit der Schweinsborste als Nadel genäht. Später wurden die Ledersohlen von den Gummisohlen abgelöst. Da bei ihnen das vorgestochene Loch immer "zufiel", verwendete man statt der Schweinsborste eine Stahlborste, bis auch diese durch Kurzzeit- und Langzeitkleber abgelöst wurde. Bis zu 10 Paar Schuhe konnte Georg Banzhaf täglich reparieren, wobei neben Absätzen und Sohlen auch oft das Oberleder geflickt werden mußte. "Ein Rüster wurde dranagmacht", wie er sagte. Obwohl es in Besigheim einst bis zu 7 Schuhmacherwerkstätten gegeben hatte, mußte Georg Banzhaf nach dem Krieg oft bis 22 Uhr arbeiten, um seine Aufträge zu erledigen. "20 Uhr war fast normal", meinte er.
      Der Schuster und seine Familie
      Nach der Hochzeit zog das Ehepaar Banzhaf in das Gebäude der Kreissparkasse. Die Kinder wurden von Frau Banzhaf, wenn sie ihrem Mann das Vesper brachte, in den Kindergarten Im Bühl gebracht. Zum Mittagessen konnten sie dann mit dem Vater heimgehen. Sohn Martin wollte einmal nach dem „Schiale“, (Schule für die kleinen - kleine Schule) allein heimgehen, schlug aber, an der Entengasse angekommen, die verkehrte Richtung ein und landete im Krankenhaus. Da man hier die Kinder kannte, brachte eine Schwester das Kind kurzentschlossen in die Werkstatt.
      Frau Banzhaf, obwohl selbst als Hausmeisterin bei der Kreissparkasse angestellt, half ihrem Mann täglich in der Werkstatt. "Steppen konnte ich nie"; sagt sie. So kam sie jeweils gegen 17 Uhr in die Werkstatt, um die reparierten Schuhe auszuputzen, d.h. sie trug die Farbe auf und polierte die Schuhe auf Hochglanz.
      Da es bei vielen Kunden so üblich war, daß sie ihren" Zahltag" am Freitag erhielten, ließen sie die Kosten für die Reparatur anschreiben. Hierfür hing eine schwarze Tafel in der Werkstatt. "Wir zahlen am Samstag", hieß es dann. "Oft waren es viele Samstage, bis das Geld kam", erinnert sich Frau Banzhaf. Meist hat ihr Sohn Werner die Schuhe ausgetragen, später mit dem Fahrrad ausgefahren, was manchmal ein kleines Trinkgeld einbrachte.
      Obwohl Frau und Herr Banzhaf mit ihren Fahrrädern zum Besigheimer Stadtbild gehörten, hat Frau Banzhaf ihr Fahrrad erst mit 50 Jahren bekommen. Dieses benützte sie bis zu ihrem 82. Geburtstag. "I ben nie ragfloga", sagt sie stolz. Herr Banzhaf benützte sein Fahrrad bis zu seinem 83. Lebensjahr.
      Wie schon erwähnt, wohnten die Banzhafs zuerst in der Kreissparkasse, wo Frau Banzhaf als Hausmeisterin tätig war. So war sie unter anderem auch für die Heizung zuständig. 300 Zentner Kohlen mußte sie jährlich in den Keller „naschipple“, wobei sie pro Zentner mit 10 Pfennig entlohnt wurde. Und wenn Frau Banzhaf nicht geschürt hätte, dann hätten die anderen „koi Hitz' ket“. Trotz allem fühlte sich die Familie recht wohl in "ihrer" Kreissparkasse.
      1953 kaufte man einen Bauplatz im Neusatz, baute 10 Jahre später und zog 1964 ins eigene Haus. Das war auch der Zeitpunkt, an dem die Heizung in der Kreissparkasse von Kohle auf Öl umgestellt wurde. Im gleichen Jahr erfolgte ein weiterer Einschnitt im Leben der Familie Banzhaf: Man schaffte das “Viech" ab, und Frau Banzhaf's elterliches Haus 'Auf dem Bühl' wurde gänzlich umgebaut. Dabei wurde der Stall zu einer Garage umgestaltet.
      Ein Leben lang hatte Frau Banzhaf für ihre Kinder gesorgt und, was sie besonders hervorhebt, literweise Süßmost eingedünstet, den sie, frisch gepreßt vom Küfer geholt, selbst versorgte. Heute stellt sie aus den ums Haus wachsenden Träuble (Johannisbeeren) literweise Saft her, den Kinder, Enkel und Urenkel gern trinken. Eines aber fehlt der Familie sehr: der eigene Schuster im Haus. Doch dafür können Herr und Frau Banzhaf jetzt jeden Sonntag zum Stammtisch gehen. "Früher taten wir das nie, doch jetzt gehen wir sehr gerne", meint Georg Banzhaf.

  • Quellen 
    1. Martin Haußmann, Familie (Ludwig Friedrich) Herbst in Besigheim, 2006;.