Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
 Unsere Familie

Ruth Hilde STEINITZ

Ruth Hilde STEINITZ

weiblich 1903 - 1984  (81 Jahre)

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  • Name Ruth Hilde STEINITZ 
    Geburt 1903 
    Geschlecht weiblich 
    Tod 6 Apr 1984  Fürstenwalde Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I183811  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 27 Nov 2023 

    Vater Kurt STEINITZ,   geb. 1872   gest. 1929 (Alter 57 Jahre) 
    Mutter Else JACOBSOHN,   geb. 12 Nov 1877, Breslau Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 12 Dez 1950, Berlin Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 73 Jahre) 
    Familien-Kennung F81556  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Walter Hermann LABAND,   geb. 17 Mrz 1900, Breslau Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 19 Jul 1989, San Bernardino California Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 89 Jahre) 
    Zuletzt bearbeitet am 27 Nov 2023 
    Familien-Kennung F81558  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 2 Jürgen PETERS,   geb. 1905   gest. 1882 
    Kinder 
     1. Jan PETERS,   geb. 1932   gest. 30 Jun 2011 (Alter 79 Jahre)
     2. Gesperrt
    Zuletzt bearbeitet am 27 Nov 2023 
    Familien-Kennung F81555  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • zitiert nach Falk-Genealogie das folgende

      https://www.woydt.be/genealogie/g19/g190/1905peju01.htm

      Sozialfürsorgerin, verheiratet mit Jürgen Peters,

      Ruth und ihr jüngerer Bruder Wolfgang hatten schon in Berlin sehr engen Kontakt. Ruth hatte Wolfgang mit dem Jugendheim Lindenhof in Berlin-Lichtenberg bekannt gemacht, einem ihrer Arbeitsfelder als Sozialfürsorgerin.
      Ihre Ausbildung und Arbeit gaben ihr Einblicke in soziale Not und Ungerechtigkeit. Später folgte sie Wolfgang in die KPD-Versammlungen, bald auch in Begleitung von Jürgen Peters, er wurde ihr Mann.
      Als Assistent am Physikalischen Institut unter dem Leiter Fritz Lange 1933 arbeitslos geworden, engagierte sich Jürgen in der illegalen Arbeit der KPD-Wohnzelle in Berlin-Dahlem.
      Auch Ruth nahm an dieser Arbeit teil, litt jedoch besonders stark unter den faschistischen Verhältnissen und drängte zum Aufbruch.
      Es folgten einige friedliche Monate in der Südschweiz und in Italien. Im April 1934 kehrten beide nach Berlin zurück und setzten die illegale Arbeit fort.
      Wolfgang war 1934 von der Universität Berlin wegen nichtarischer Herkunft entlassen worden.
      Da auch er und seine Frau nach der Machtergreifung der Nazis illegal politische Arbeit leisteten (Wolfgang war Stadtteilleiter der KPD für die Domäne Dahlem), waren beide Familien doppelt gefährdet.
      Ihre Wege ins Exil und – nach der Befreiung – zurück nach Deutschland glichen sich in vielem.
      Das Exilland Sowjetunion war nicht zufällig gewählt. Als Kommunisten fühlten sie sich eher politisch denn rassisch verfolgt.
      In der Sowjetunion dachten sie, eine ständige, ihren politischen Idealen entsprechende Bleibe zu finden. ...
      Ruth und Jürgen [gingen] mit ihrem im gleichen Jahr geborenen Sohn Jan nach Charkow, wo 1937 Monika geboren wurde. Jürgen fand bei seinem früheren Berliner Institutsleiter Fritz Lange, der inzwischen mit seiner russischen Frau auch nach Charkow emigriert war, in einem physikalischen Labor Arbeit.
      Obwohl die Jahre in der Sowjetunion genau in die Zeit der Stalinschen Repressionen fielen, empfanden sie diesen Schritt als Erlösung, ebenso wie Wolfgangs Familie in Leningrad.
      Jürgen ging völlig in seiner Arbeit auf. Die Briefe aus dieser Zeit atmen Zufriedenheit mit der übernommenen Verantwortung beim Aufbau des Physikalischen Instituts in Charkow.
      Wie die Politik ins Leben eingriff, ist nachträglich nicht rekonstruierbar. Die beiden machten keine schlechten Erfahrungen. Sie freuten sich, dem Faschismus entronnen zu sein und etwas Sinnvolles tun zu können.
      Daher auch die Anstrengungen Jürgens, die sowjetische Staatsbürgerschaft zu bekommen, als 1938 die Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert wurde. Spätestens bei dieser Gelegenheit und bei Rücksprachen in der Moskauer Auslandsleitung der KPD, zuletzt dann bei der verfügten Ausweisung, muss Jürgen allerdings verstanden haben, dass die Haltung zu den deutschen Emigranten und Spezialisten in der Sowjetunion von Misstrauen geprägt war.
      Eine Gefahr für die Familie hat er aber nicht gesehen.

      Beide Ehepaare hatten alles unternommen, bleiben zu können. Sie schienen sich wirklich keiner Bedrohung bewusst zu sein. Mit Hilfe der Bürgschaft von Oskar Klein, einem entfernten Verwandten aus Mutter Elses Familie und ein bekannter schwedischen Physiker, gelang es beiden Familien, in Schweden Zuflucht zu finden.
      In einem Stockholmer Vorort fanden sie eine große Wohnung in einem schönen alten Haus, dessen obere Etage sie unter sich aufteilten.
      1938 kam Mutter Else 42* aus Berlin nach.
      Wie Else es geschafft hatte, mit einem großen Container anzureisen, voll von Möbeln und Kleidern für alle (einige Möbel stehen noch heute in den Wohnungen der Enkel), das blieb ihr Geheimnis.
      Zwei jeweils vierköpfige Familien und Mutter Else zusammen auf engem Raum, da blieben Reibungen nicht aus.
      Von Jugend an hatte Tochter Ruth Kontroversen mit Else, die sich zu viel in das Leben ihrer Kinder einmischte.
      Wolfgang war ihr ausgesprochenes Lieblingskind.
      Eine Anekdote: Einmal kochte Else für die beiden Männer eine Suppe. Jürgen ohne Begeisterung: „ganz gut“, während Wolfgang die Suppe sehr lobte.
      Else: „Na ja, beim Wölfchen hab ich noch etwas Butter rein getan...“
      Ich habe vor allem die vielen Spielsachen in Erinnerung, die meine Großmutter von ihren Kindern aufgehoben und mitgebracht hatte.
      Manchmal kletterten wir Kinder zu ihr ins Dachstübchen, wo Else die Kostbarkeiten aufbewahrte, eine voll möblierte Puppenstube und einen gut ausgestatteten kleinen Bauernhof.
      Zunächst fanden weder Wolfgang noch Jürgen eine Anstellung.
      Wolfgang verdiente den Unterhalt der Familie mit Übersetzungen sowie Deutsch- und Russischunterricht.
      Einige Zeit lang sägte er zusammen mit seinem Schwager Jürgen, der im Gegensatz zu ihm handwerklich sehr begabt war, bei schwedischen Familien Holz für die Heizung.
      Jürgen fand verschiedene Gelegenheitsarbeiten als Gärtner oder Heizer. Schließlich konnte er eine Assistentenstelle an der Technischen Hochschule Stockholm antreten.
      ...
      In Schweden waren Wolfgang und Jürgen schnell in die politische Arbeit der deutschen Emigrantengruppen, auch der Exilgruppe der KPD, eingebunden, teils legal, teils illegal.
      Ihr Hauptengagement aber galt der „Emigranten-Selbsthilfe“, die von wohlhabenden Stockholmer Juden finanziert wurde.
      Das Programm reichte von Arbeitsvermittlungen bis zu kulturellen Veranstaltungen; kompetente Spezialisten für verschiedene interessante Themen gab es bei den emigrierten Intellektuellen genug. ...
      Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939 und der Besetzung von Norwegen und Dänemark 1940 breitete sich unter den Emigranten in Schweden Angst aus.
      Es folgte 1941 der Überfall auf die Sowjetunion.
      Schweden war eingeschlossen von den deutschen Truppen. Selbst dem allzeit optimistischen Wolfgang fiel die Konzentration auf die Arbeit schwer.
      An diese schreckliche Zeit habe ich keine Erinnerung.
      Wohl aber weiß ich noch, dass nach der Stalingrader Schlacht die ganze Familie auf einer großen Karte den Vormarsch der Roten Armee verfolgte.
      Zurückeroberte Städte durften wir Kinder mit großen roten Kreisen ausmalen.
      ...
      Obwohl politischen Flüchtlingen noch bis Anfang 1945 politische Arbeit offiziell verboten war, wurde auch in Schweden das „Nationalkomitee Freies Deutschland“ (NKFD) gegründet, Jürgen und Wolfgang arbeiteten mit.
      Jürgen stellte die Druckvorlagen für Broschüren her, und beim Abziehen der Matrizen halfen sogar wir Kinder. ...
      Die fünf Kinder von Kurt und Else hatte der Krieg weit auseinander gerissen.
      Nach Deutschland kehrten nur Ruth und Wolfgang mit ihren Familien zurück. Die Geschwister fanden sich in zwei feindlichen Lagern wieder, zwei im sozialistischen Lager, die übrigen drei im kapitalistischen.
      ...
      Für die Ehepaare Wolfgang und Inge Steinitz und Ruth und Jürgen Peters stand die Rückkehr außer Frage. Sie hatten voller Zuversicht darauf gewartet. Wolfgang und sein Schwager Jürgen fuhren mit dem ersten Rückkehrertransport im Januar 1946 aus schwedischer Emigration nach Berlin.
      Ihre Familien kamen im April 1947 zusammen mit Mutter Else nach. ...

      Mein Cousin Jan Peters hat den Briefwechsel zwischen Jürgen und Wolfgang aus dem zerstörten Berlin und ihren Frauen in Stockholm 1989 herausgegeben.

      Jürgen und Wolfgang stürzten sich sofort mit Elan in die Aufbauarbeit. Jürgen wurde verantwortlich für den Neuaufbau des Hochschulwesens. „Er hatte gleichermaßen mit Wilhelm Pieck zu konferieren, wie Glaserkitt für die Hörsaalfenster zu besorgen...“ (Peters, Jan 1989, S. 12)
      ...
      Ruth zögerte sehr beim Gedanken an die Rückkehr, sie fürchtete, die allgemeine Zerstörung nicht verkraften zu können. Doch im April 1947 kamen wir alle aus Schweden in Berlin an.
      Zum ersten Mal sah ich eine Stadt in Ruinen. Sehr bald fasste Ruth Fuß und für sie und Jürgen begannen intensive Jahre, die sie als Erfüllung ihrer Lebensvorstellungen verstanden:
      Jürgen war seit Januar 1946 Referatsleiter in der Hochschulabteilung der Zentralverwaltung für Volksbildung und später bis zur Berentung Leiter der Zentralstelle für Forschungsbedarf bei der Staatlichen Plankommission.
      Ruth leitete im Verlag Volk und Wissen die Abteilung Vorschulerziehung und war Redakteurin der Zeitschrift „Neue Erziehung im Kindergarten“.
      Von Anfang an arbeitete sie auch ehrenamtlich in ihrem Wohnort Blankenfelde bei Berlin.
      Sie war Mitglied der Kreisschulkommission und vor allem leitete sie die praktische Arbeit in der Jugendhilfe und kümmerte sich auch persönlich um viele Problemfälle.
      Trotz eines Herzfehlers seit 1951 führte sie ihre pädagogisch-politische Tätigkeit sowohl im Verlag als auch im Wohnort so lange sie nur konnte fort."


      - im Familienarchiv: Königsberger Hartungsche Zeitung, 24. September 1906, Abendausgabe: "Heute früh entschlief sanft nach schwerem Leiden unsere liebe Mutter, Frau Professor Hulda Peters, geb. Brinckmann. Künigsberg, Straßburg i.E., den 23. September 1906. Die trauernden Hinterbliebenen: Marie Peters, Johanna Cohn geb. Peters, Ida Goette gb. Peters, Gertrud Peters, Erika Peters, Prof. Fritz Cohn, Prof. Alexander Goette, Die Beerdigung findet am Mittwoch den 26. September, 3 Uhr nachmittags, vom Trauerhause, Mittal-Tragheim 16, aus statt."
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