Familienstiftungen Paul Wolfgang Merkel und Werner Zeller
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Georg David HARDEGG

Georg David HARDEGG[1]

männlich 1812 - 1879  (67 Jahre)

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  • Name Georg David HARDEGG 
    Geburt 02 Apr 1812  Eglosheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Tod 10 Jun 1879  Haifa,,,Israel,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I164737  Merkel-Zeller
    Zuletzt bearbeitet am 21 Dez 2022 

    Vater Johann Friedrich HARDEGG,   geb. 1769   gest. 1829 (Alter 60 Jahre) 
    Mutter Sabine EISELEN,   geb. 13 Mrz 1787, Gemmrigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 15 Mai 1855 (Alter 68 Jahre) 
    Eheschließung 19 Jun 1812  Gemmrigheim,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Familien-Kennung F73068  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Sabina Dorothea HARTMANN,   geb. 16 Mai 1814, Kirchheim (Neckar),,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 17 Jul 1885, Jaffa,,,Palästina,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 71 Jahre) 
    Eheschließung 10 Mai 1835 10 Mai 1840  Kirchheim (Neckar),,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Kinder 
     1. Clara HARDEGG,   geb. 20 Nov 1850, Ludwigsburg,,,,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 22 Jul 1885, Jerusalem,,,Israel,, Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 34 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 26 Jun 2022 
    Familien-Kennung F73069  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
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    Hardegg Georg David 1812-1879 aus Wie es zum Tempel kam - Stufen einer Entwicklung, Seminarreihe 2003

  • Notizen 
    • Georg David Hardegg (* 2. April 1812 in Eglosheim; † 11. Juli 1879 in Haifa) war ein deutscher Kaufmann. In der Zeit von 1832 bis 1833 betätigte er sich für die liberal-republikanische Idee und nationale Einheit Deutschlands als Teilnehmer der Franckh-Koseritz’schen Verschwörung. Später war er Mitgründer der Deutschen Tempelgesellschaft.
      Georg David Hardegg wurde in Eglosheim, einem heutigen Stadtteil von Ludwigsburg, am 4. Februar 1812 geboren. Er war der zweiter Sohn von Johann Friedrich Hardegg und dessen Frau Sabine Eiselen. Nach Besuch des Gymnasiums in Ludwigsburg absolvierte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Diese führte ihn 1830 nach Amsterdam und Antwerpen, wo er Zeitzeuge der Belgischen Revolution und durch diese politisiert wurde. Gegen November kehrte er nach Eglosheim zurück und diskutierte über seine Erlebnisse mit den Jugendfreunden Friedrich Ludwig Groß, Gottlieb Heinrich Mayer und auch Gustav Widenmann. Bei einem zweiten Auslandsaufenthalt in Paris lernte Hardegg im September 1832 den Buchhändler Friedrich Gottlob Franckh (1802-1845) kennen. Über den Gesinnungsgenossen kam er in Kontakt mit dem französischen Klub „Les amis du peuple“. Dort bekam er Kontakt zu anderen deutschen Republikanern. Ebenso reifte hier die Idee den Kaufmannsberuf aufzugeben und Medizin zu studieren.
      Im Dezember 1831 kehrte er nach Württemberg zurück und bereitete sich darauf vor im Herbst 1832 das Medizin Studium in Tübingen zu beginnen. Auch sein Freund Franckh kehrte 1832 zurück und besuchte das Hambacher Fest, wo er Kontakte zu weiteren Liberalen knüpfte. Im Nachgang des Hambacher Festes wurden von der Bundesregierung des Deutschen Bundes in der Freien Stadt Frankfurt Beschlüsse erlassen, die Repression gegen die Oppositionellen vorsah. Dies betraf Hardegg, da er sich nun ebenfalls wie Franckh im Kreis der Revolutionäre befand und an seiner Seite nach Frankfurt am Main reiste. Darüber hinaus lernte er unter den Umstürzlern im August 1832 den Oberleutnant Ernst Ludwig Koseritz kennen. Mit diesem traf Hardegg Vorbereitungen für einen Putsch gegen den württembergischen Regenten Wilhelm I.. Um die Bürger aufzuwiegeln, verteilte er in der Umgebung seines Studienorts Tübingen bis Ende des Jahres 1832 und Anfang 1833 republikanische Flugschriften zusammen mit Jugendfreunden, die er auf seine Seite gezogen hatte. Die Ermittlungen gegen die Flugschriftverteiler führten auf ihn zurück durch die Verbindung anderer Teilnehmer an der Franckh-Koseritz’schen Verschwörung, so dass er sich am 1. Februar freiwillig stellte. Wegen „revolutionärer Tätigkeiten“ blieb er insgesamt acht Jahre lang inhaftiert. Sein Prozess begann im Januar 1833 wegen Hochverrat. Der Prozess dauerte insgesamt bis 1839. In erster Instanz wurde er zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt und, nach Revision, die Strafe auf neun Jahre verkürzt. Im Jahr 1840 wurde Hardegg unter der Bedingung, dass er Württemberg verlässt und ins Exil geht, aus der Haft entlassen. Nach Entlassung heiratete er am 10. Mai 1840 Sabine Dorothee Hartmann (1814-1885).
      Hardegg wanderte 1840 nach Schaffhausen in die Schweiz aus und arbeitete zu Anfang als Buchhalter, später als Leiter eines Handelshauses. 1846 kehrte er nach Ludwigsburg zurück, da ihm zum 30-jährigen Thronjubiläum Amnestie von Wilhelm I. gewährt wurde. Dort eröffnete er ein Lederwarenfachgeschäft

      Die Tempelgesellschaft ist eine um 1850 im Königreich Württemberg entstandene christlich-chiliastische Religionsgemeinschaft. Ihre Siedlungen im heutigen Israel bildeten einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Steinerne Zeugen sind bis heute unter anderem in der sogenannten German Colony in Haifa, in Tel Aviv und in Jerusalem erhalten.
      Auch heute noch gibt es organisierte Templergemeinden in Deutschland und Australien, wohin zahlreiche Templer während des Zweiten Weltkriegs deportiert wurden. Das deutsche Zentrum befindet sich in Stuttgart-Degerloch.
      Der Name „Tempel“ hat nichts mit dem viel älteren Templerorden zu tun, sondern soll in Anlehnung an neutestamentliche Textstellen (Eph 2,21-22 LUT; 1 Petr 2,5 LUT) zum Ausdruck bringen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft (auch Templer genannt) sich als „lebendige Bausteine“ eines Gotteshauses verstehen, das sie durch ihr Miteinander bilden. Wesentlich ist die Bereitschaft zur Mitarbeit und Pflege christlicher Gemeinschaft. Kirchliche Lehrsätze werden als weniger zentral betrachtet, Glaubenssätze zur Gottessohnschaft (und damit zur Dreifaltigkeit), Erbsünde und zum Erlösungstod Jesu zum Teil strikt abgelehnt. Jesus von Nazareth wird vor allem als Lehrmeister, als von Gottes Geist durchdrungener Mensch betrachtet und gilt als nachahmenswertes Vorbild des Gottvertrauens und der Nächstenliebe: „Wer ‚nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet‘ findet Erfüllung im Hier und Jetzt.“
      Die Tempelgesellschaft ist seit 1976 Mitglied im Bund für Freies Christentum. Frühere Mitglieder, die im Heiligen Land siedelten, waren zumeist als Palästinadeutsche bekannt, obwohl es auch eine kleinere deutsche Minderheit in Palästina gab, die nicht der Tempelgesellschaft angehörte.
      Geschichte
      Die Tempelgesellschaft kann nur vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Zum einen war dies eine Zeit des allgemeinen Umbruchs der Gesellschaft in Deutschland und Europa, zum anderen war es auch eine Zeit der „nationalen Sammlungsbewegungen“ und der Expansion der europäischen Großmächte, um neue Märkte oder Rohstoffquellen zu erschließen. Vor allem das Osmanische Reich, das noch weite Teile Europas besaß, wurde zu einem Brennpunkt europäischer Interessen.
      Der Krimkrieg (1853-1856) schien die Möglichkeit zu bieten, beim Osmanischen Reich einen besseren Schutz der christlichen Stätten und der Christen in Palästina erreichen zu können. Vor allem Russland und Frankreich entwickelten sich in den folgenden Jahren zu christlichen „Schutzmächten“. In diese Zeit fallen auch die Gründungen vieler christlichen Vereine zum Erwerb von Boden im Heiligen Land.
      Religiöser Hintergrund
      Die Tempelgesellschaft hat ihren Ursprung in der pietistischen Bewegung in der lutherischen Kirche Württembergs. Johann Albrecht Bengel (1687-1752), der als Gründer des württembergischen Pietismus gilt, berechnete das Jahr 1837 als Beginn des Tausendjährigen Königtums Jesu. 1817 wanderten viele Württemberger nach Russland aus, einem Aufruf von Schülern Bengels folgend, der den nahen Weltuntergang verkündet hatte. Um eine weitere Abwanderung zu verhindern, gestattete der württembergische König die Errichtung pietistischer Gemeinden innerhalb der lutherischen Kirche. 1819 gründete Gottlieb Wilhelm Hoffmann die erste pietistische Gemeinde in Korntal bei Stuttgart.
      Der Vorläufer
      Am 24. August des Jahres 1854 leitete Christoph Hoffmann, ein Sohn des Gottlieb Wilhelm Hoffmann, in Ludwigsburg eine Versammlung, auf der die Gründung der „Gesellschaft für Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“ verkündet wurde. Zuvor hatte Georg David Hardegg schon Kandidaten für eine Auswanderung nach Palästina angeworben. Die Versammelten in Ludwigsburg unterschrieben eine Petition an den Bundestag zu Frankfurt, sich beim osmanischen Sultan für eine Ansiedlung des „Volkes Gottes“ in Palästina einzusetzen.
      Die darauf folgende Zeit zeigte, dass die Bemühungen des „Volkes Gottes“ im Bundestag Unterstützung für ihr Vorhaben zu finden, vergeblich waren. Doch nicht nur dies. Die württembergischen Behörden, die kein Interesse an einer neuen Auswanderungswelle ihrer Untertanen haben konnten, wurden auf die Gesellschaft aufmerksam. So ihres Zieles einer raschen Ansiedlung in Palästina beraubt, bemühte man sich, einen Zusammenschluss aller an einer Ansiedlung Interessierten zu erreichen. Zudem konzentrierte man sich darauf, die „Siedler“ auf ihre Reise nach Palästina weiter vorzubereiten. Um dies besser tun zu können, erwarb man 1856 den Weiler Kirschenhardthof (Gemeinde Burgstetten, Rems-Murr-Kreis). 1857 sollte eine Kommission nach Palästina reisen, um die Möglichkeiten einer Ansiedlung zu überprüfen. Doch gelang es erst 1858 einer Gruppe von drei Mitgliedern des Kirschenhardthofes, zu denen Hoffmann und Hardegg gehörte, nach Palästina zu reisen.
      Ernüchterung
      Ungefähr drei Monate bereisten Hoffmann, Hardegg und J. Bubeck, der als Landwirt die Möglichkeiten des Land- und Weinbaues erkunden sollte, Palästina. Doch belastete ein Vorfall das Urteilsvermögen der drei „Kundschafter“. Jahre zuvor war schon eine Gruppe von Deutschen und Amerikanern in die Nähe von Jaffa übersiedelt. Diese Gruppe wurde im Jahr 1858 von Arabern überfallen, dabei wurde der deutsche Siedler Steinbeck getötet, seine amerikanische Frau und deren Mutter vergewaltigt, und sein Schwiegervater schwer verletzt. Die US-amerikanische Regierung drohte mit militärischer Intervention für den Fall, dass die Täter nicht bestraft würden.
      Aus Palästina zurückgekehrt, erstattete die Kommission am 8. September in Cannstatt vor einer großen Versammlung Interessierter ihren Bericht. Eine landwirtschaftliche Ansiedlung sei möglich, doch sei Aufgrund der Haltung der osmanischen Regierung und der arabischen Bevölkerung zum jetzigen Zeitpunkt davon abzusehen. Als Christoph Hoffmann im darauf folgenden Jahr bei einigen Jugendlichen die Konfirmation vollzog, kam es zum Bruch mit der Landeskirche. Er und die anderen Bewohner des Kirschenhardthofes wurden aus der württembergischen Landeskirche ausgeschlossen.
      Am 19. und 20. Juni 1861 versammelten sich die Vertreter der deutschen Synoden der „Jerusalemfreunde“. Es wurde der Beschluss gefasst, geschlossen aus der Kirche auszutreten. Gleichzeitig wurde der „Deutsche Tempel“ als eigenständige religiöse Bewegung gegründet, da „keine der bestehenden Kirchen die Herstellung des Menschen zum Tempel Gottes und die Herstellung des Heiligtums für alle Völker zu Jerusalem“ (so die Gründungserklärung), anstrebe.
      Damit waren die Ziele der deutschen Tempelbewegung in dieser Gründungsurkunde klar dargestellt. Durch „Beachtung des Gesetzes, des Evangeliums und der Weissagung“ sollten sich die Mitglieder selbst zu einem Tempel machen. Hinzu kam die Übersiedlung der Gemeinschaft nach Palästina. Man war sich sicher, dass die Endzeit nahe sei. In Württemberg und den anderen deutschen Ländern schlossen sich ungefähr 3000 Menschen an. Hinzu kamen noch Anhänger aus der Schweiz, Russland und Nordamerika.
      Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg, die mittlerweile zerstritten waren, brachen im Jahr 1868 mit ihren Familien nach Palästina auf und kamen am 30. Oktober 1868 in Haifa an. Haifa wurde auf Anraten des deutschen Konsuls Weber und eines Missionars mit Namen Huber ausgewählt. Haifa war damals noch eine unbedeutende Stadt von rund 4000 Einwohnern. Im Frühjahr 1869 gründeten die beiden offiziell den Tempel zu Haifa als Vorposten und Empfangsstation.
      Aus Wikipedia, Die freie Enzyklopedie

      Aus: Hans Brugger, Die deutschen Siedlungen in Palisina, Bern 1908
      Georg David Hardegg wurde am 2. April 1812 als Sohn eines Gastwirts in Eglosheim bei Ludwigsburg geboren. Er absolvierte eine Kaufmannslehre und ging 1830 nach Belgien, wo er von den Ideen der dortigen Revolution ergriffen wurde. Als er 1832 nach Ludwigsburg zurückkehrte und die Ideen einer „Deutschen Republik“ verbreitete, wurde er als „Revolutionär“ zu 14 Jahre Haft verurteilt, die er später z.T. in Verbannung in der Schweiz verbrachte. 1844 wurde Hardegg begnadigt und kehrte nach Ludwigsburg zurück. Während seiner Inhaftierung auf dem Hohen Asperg (1832-1840) hatte Hardegg lediglich Zugang zu Schriften von Bengel und die Bibel. Daher rührte seine Beziehung zur Religion und zur Mystik.

      Über das Buch Christoph Hoffmanns „Stimmen der Weissagung über Babel und das Volk Gottes“ lernten sich Hoffmann und Hardegg kennen. Gemeinsam entwickelten sie den Gedanken, ein „Volk Gottes“ zu gründen, dass sie in das Heilige Land führen wollten. Hardegg ergänzte Hoffmann optimal, indem er Hoffmanns eher weltfremden Plan, nach Jerusalem zu ziehen, energisch in die Praxis umsetzen wollte. Bald formierte sich um Hoffmann und Hardegg eine Gruppe namens „Jerusalemsfreunde“, später Tempelgesellschaft oder Templer genannt.

      Im Jahre 1857 beschlossen die Templer eine Erkundungsgruppe ins Heilige Land zu senden. Im Januar 1858 reisten Hoffmann und Hardegg als Vorsteher der Gemeinde mit Joseph Bubeck, einem diplomierten Winzer, nach Palästina. Hoffmann interessierte sich - seinem idealistischen Naturell nach - eher für die heiligen Stätten, während der realistische Hardegg alle praktischen Details gründlich erforschte. Die unfreundliche Haltung der Bevölkerung und der türkischen Regierung bewog sie allerdings, ihren Anhängern eine vorläufige Aufschiebung der Siedlungspläne zu empfehlen. 1861 erfolgte aufgrund der religiösen Aktivitäten der Tempelgesellschaft der Bruch mit der evangelischen Landeskirche von Württemberg.

      1868 entschlossen sich die Vorsteher, die Auswanderung endgültig in Angriff zu nehmen. Die Tempelgesellschaft legte eine Missions- und Ansiedlungskasse an. Eine Kommission hatte zu entscheiden, wer wann auswandern durfte. Hoffmann und Hardegg, die als erste nach Palästina auswanderten, reisten zunächst nach Konstantinopel und versuchten dort, einen Ferman (Erlaubnis) zu erhalten. Obwohl dies misslang; setzten sie ihre Reise nach Palästina fort. Am 30. Oktober 1868 erreichte Hardegg Haifa wo er den „Vorposten und Empfangsstation“ für künftige Einwanderer errichtete.

      1869 wurde die Kolonie Haifa gegründet und Hardegg wurde ihr Vorsteher. Zur selben Zeit knüpfte Hardegg auch Kontakte mit dem Gründer der Religion der Bahai. Bereits seit Beginn der Kolonisierung herrschte zwischen den beiden Vorstehern der Templergemeinde, Hoffmann und Hardegg, Spannungen. Der Konflikt verschärfte sich, als sich Hardegg eigenmächtig über die Finanzierung eines Projektes für eine Landwirtschaftsschule aus der Templerkasse entschied.

      Im Jahre 1874 trat Hardegg aus der Gesellschaft aus, gleichzeitig mit ihm ein Drittel der Kolonisten aus Haifa sowie einige aus Jaffa/Sarona. Zwölf Jahre blieb die Splittergruppe um Hardegg ohne Status und finanzielle Unterstützung. Sämtliche andere protestantische Gemeinden und Missionsgesellschaften in Europa, darunter auch die englische „Church Missionary Society“, verweigerten Hardeggs Bitten um Hilfe. Im Jahre 1878 gründete Hardegg mit den anderen ausgetretenen Templern den Tempelverein, später der „Reichsbrüderbund“. Nach Hardeggs Tod im folgenden Jahr schwand der Zusammenhalt seiner Anhänger. Über das letzte Jahr Hardeggs in Haifa wird berichtet, dass: „von der Bogenhalle seines Hauses in Haifa aus schaute er lang und gerne über die Meeresweite. Suchte er wohl in überirdischer Ferne, was ihm im Leben nicht gewährt worden - die Menge des Volkes, das seinem Ruf hätte folgen sollen…“

      Georg David Hardegg starb am 10. Juli 1879 in Haifa und wurde auf dem Templerfriedhof begraben. Sein Grab kann bis heute in Israel besucht werden.

      200. Geburtstag am 2. Dezember 2015
      Christoph Hoffmann (1815 - 1885)
      Christoph Hoffmann, Sohn des Gründers der Korntaler Brüdergemeinde Gottlieb Wilhelm Hoffmann, wurde am 2. Dezember 1815 in Leonberg geboren. Hoffmann selbst gründete dann später die Tempelgesellschaft, die aus der pietistischen Bewegung Württembergs hervorging. Hoffmanns religiöse Erziehung in Korntal und sein Theologiestudium an der Tübinger Universität prägten nachhaltig seine Vorstellungen von Glauben, Gesellschaft und Kirche. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete Hoffmann mehrere Jahre als Lehrer im „Salon“ in Ludwigsburg, der Erziehungsanstalt der Gebrüder Paulus. Der „Salon“ sollte die angeblich irreführenden Lehren der evangelischen Kirche bloßlegen und einen reinen und einfachen Glauben im ursprünglichen Sinne Jesu vermitteln. Man glaubte streng an das geschriebene Wort der Bibel und daran, dass das „Volk Gottes“ Jerusalem als Zentrum eines neuen Reiches Gottes aufbauen werde. Um diese Idee gegen die Position der etablierten evangelischen Presse zu verbreiten, gründete man eine eigene Zeitung: „Die Süddeutsche Warte, religiöses und politisches Wochenblatt für das deutsche Volk“.
      Hoffmann wurde im Jahre 1848 im Oberamt Ludwigsburg als Abgeordneter in die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main gewählt. Nach zehn Monaten legte er, unzufrieden mit den Realitäten des politischen Alltags, sein Mandat in der Pauluskirche nieder.
      Hoffmann gewann - nach seinem kurzen Intermezzo als Politiker - bald entscheidenden Einfluss auf das Publikationsorgan „Warte“. Zusammen mit Georg David Hardegg entwickelte er darin den Gedanken, das „Volk Gottes“ in das Heilige Land zu führen. Hoffmann hatte ähnliche Ideen schon in seinem Buch „Stimmen der Weissagung über Babel und das Volk Gottes“ dargelegt. Hardegg ergänzte Hoffmann optimal, indem er Hoffmanns eher weltfremden Plan energisch auch in die Praxis umsetzen wollte. Bald formierte sich um Hoffmann und Hardegg eine Gruppe namens „Jerusalemsfreunde“.
      Im Jahre 1852 zogen sich die Gebrüder Paulus von der Leitung der „Warte“ zurück, da die Zeitung fortwährenden scharfen Angriffen seitens der evangelischen Kirche ausgesetzt war. Hoffmann wurde daraufhin Alleinherausgeber und die „Warte“ damit gleichzeitig das Organ der Jerusalemsfreunde. Hier entwickelte er die Idee, seine Anhänger könnten durch beispielhafte Frömmigkeit, Bescheidenheit und Demut zum auserwählten „Volk Gottes“ avancieren. Mit diesen Auserwählten wollte er nach Jerusalem ziehen und dort einen geistigen Tempel gründen - daher der spätere Name Templer.
      Die schwere wirtschaftliche Krise in Württemberg Anfang der 1850er Jahre erleichterte es Hoffmann, mit seinen Ideen großen Widerhall in der Bevölkerung zu finden. Von einer Auswanderung ins Gelobte Land erhoffte man sich Besserung der materiellen Lebensverhältnisse.
      Um Unterstützung für die Realisierung seiner Auswanderungspläne zu gewinnen, nahm Christoph Hoffmann mit Christian Friedrich Spittler, dem einflussreichen Vorsitzenden der Basler Pilgermission St. Chrischona, Kontakt auf. Hoffmanns Engagement ging so weit, dass er sich 1853 als Inspektor der Pilgermission anstellen ließ, um einen Fuß in die etablierte (und finanziell besser abgesicherte) Missionsarbeit in Palästina zu bekommen. Aber nach zweijähriger Arbeit in Basel musste er einsehen, dass die Pilgermission ihm kaum behilflich sein konnte. Daraufhin gründete er in Württemberg 1856 eine Knaben- und Mädchenschule im Kirschenhardthof (einem Gehöft bei Marbach), wo er die Jugend im Geiste des „Tempels“ erziehen wollte. Aus ihrem Kreis sollten künftig Sendlinge für das Heilige Land rekrutiert werden.
      Im Jahre 1857 beschlossen die Templer, mit Hilfe gesammelter Gelder eine Erkundungsgruppe nach Palästina zu entsenden. Im Januar 1858 reisten Hoffmann und Hardegg als Vorsteher der Gemeinde sowie Joseph Bubeck (ein diplomierter Winzer) nach Palästina. Der idealistische Hoffmann interessierte sich dort eher für heilige Stätten, während der realistische Hardegg alle praktischen Details gründlich erforschte. Die unfreundliche Haltung der Bevölkerung und der türkischen Regierung bewog sie allerdings, ihren Anhängern eine vorläufige Aufschiebung der Siedlungspläne zu empfehlen.
      Erst 1868 sollten die Templer ins Heilige Land aussiedeln. Zu dieser Entscheidung trugen die Entwicklungen in Württemberg entscheidend bei. Auf dem Kirschenhardthof hatte Hoffmann 1859 eine Gruppe von Jugendlichen eigenmächtig konfirmiert, obwohl die Landeskirche es ihm verboten hatte. Daraufhin wurde Hoffmann aus der württembergischen Landeskirche ausgeschlossen. Aus Protest traten im Jahre 1861 alle Mitglieder der Templergemeinde aus der Landeskirche aus. So wurde der „Deutsche Tempel“ zu einer selbständigen religiösen Bewegung mit Hoffmann als „Bischof“ und Hardegg als Vorsitzendem. Die evangelische Kirche versuchte in den folgenden Jahren mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, die Anhänger der Templer zu bekämpfen, aber ohne Erfolg.
      Hoffmann und Hardegg reisten mit ihren Familien 1868 nach Palästina, wo an ihrem Ankunftsort Haifa die erste Ansiedlung entstand; Im Jahre 1869 folgte Jaffa, 1871 Sarona und 1873 die Kolonie in der Rephaim-Ebene vor den Stadttoren Jerusalems. Landwirtschaftliche Siedlungen in unmittelbarer Nachbarschaft von Städten und gute Schulen bildeten die Grundlage. Die eschatologischen Hoffnungen wichen bald nüchterneren Erkenntnissen. Der ursprüngliche Gedanke die Welt zu erneuern, wurde von vorbildlicher christlich-sozialer Siedlungsarbeit verdrängt. Hoffmann zog 1869 zunächst nach Jaffa und erst 1877 „wagte er den Schritt nach Jerusalem zu gehen“. Dort wurde das Tempelstift gegründet, das Hoffmann bis zu seinem Tod am 8. Dezember 1885 leitete. Sein Grab findet sich noch heute auf dem Templerfriedhof in Jerusalem.
      Zwar konnte Hoffmann seine Ideen innerhalb der christlichen Kirche nicht umsetzen, das Siedlungswerk der Templerkolonien jedoch hatte großen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Heiligen Landes und aller seiner Bewohner.
      Dr. Jakob Eisler
      aus www.Archion.de

      "Vom Schwarzwald nach Palästina" Vortrag von Herrn Peter Lange, Archivar der Tempelgemeinde Stuttgart-Degerloch am 12.03.2016 in Dornstetten
      Der Gründer der württembergischen Templer, Christoph Hoffmann, geboren 1815, wuchs im Umfeld der Brüdergemeinde Korntal heran. Sein Vater hatte gute Beziehungen zum württembergischen König und erreichte dadurch, dass die pietistische Brüdergemeinde in Korntal gegründet werden konnte und einen Sonderstatus innerhalb der Kirchengemeinden im Land erhielt. Christoph Hoffmann hielt in seiner Jugendzeit diese Brüdergemeinde für ein Abbild des Reiches Gottes.
      Nach dem Theologiestudium in Tübingen wurde Hoffmann Lehrer an einem Internat der Familie Paulus in Ludwigsburg, der heutigen „Karlshöhe“ und 1848 für die Nationalversammlung der Paulskirche nominiert und gewählt.
      Der tief religiöse Hoffmann, geprägt von den Vorstellungen einer idealen Gemeinde Jesu, sah sich 1854 veranlasst, die Verhältnisse seiner Zeit anzuprangern und zur sozialen Erneuerung aufzurufen. In diesem Aufruf kam auch seine kirchenkritische Haltung zum Ausdruck. Nach seinem Verständnis sollte sich das Gottesvolk nicht nur ideell sammeln sondern die Ideale durch menschliches Handeln an den Orten der Bibel in die Tat umsetzen.
      Noch 1854 wurde in einer Versammlung im Gasthof „Waldhorn“ in Ludwigsburg die religiöse Bewegung der „Jerusalemfreunde“ gegründet, die 1856 verschiedene Höfe im Dorf Kirschenhardthof bei Backnang erwarb. Hoffmann sammelt dort die Anhänger und unterrichtete sie. Er teilte auch die kirchlichen Sakramente aus, was nach einer disziplinarischen Auseinandersetzung zum Ausschluss aus der Landeskirche führte. Ausgeschlossen und als Anhänger einer Sekte bezeichnet, wurden auch alle, die sich zu Hoffmann bekannten.
      1861 wurde der „Deutsche Tempel“ gegründet und die Anhänger landläufig als „Templer“ bezeichnet. Im Selbstverständis ist die christliche Gemeinde der „Tempel Gottes“ und der Saal Ort und Inhalt der religiösen Versammlung.
      1868 begann unter großen äußeren Schwierigkeit die Auswanderung nach Palästina, welches bis zum Ersten Weltkrieg zum Osmanischen Reich gehörte. Die erste Ansiedlung entstand neben dem damals kleinen Dorf Haifa. Eine ganze Reihe von Templern, meist Handwerker mit ihren Familien aus Dornstetten, Aach und Freudenstadt sind in den Jahren danach den ersten Auswanderern ins Heilige Land gefolgt. Bis 1890 waren rund 1.400 Personen aus Württemberg nach Palästina ausgewandert und hatten sich dort an insgesamt 4 Orten niedergelassen. Nach der Jahrhundertwende kamen weitere 3 Orte dazu und die Zahl der Templer erhöhte sich vor dem Ersten Weltkrieg auf ihren Höchststand von rund 2.200 Personen.
      Aus Steppen und Wüsten entstanden mit den Jahren blühende Landschaften. Weizen, Wein und Zitrusfrüchte wurde angebaut und exportiert. Die heute noch bekannte Handelsmarke „Jaffa“ ist auf die Templer zurück zu führen. Viehzucht wurde betrieben und Molkereiprodukte hergestellt. Aber auch Handwerk und Industrie blühten auf. Eine Bäckerei, ein Metzgerei und ein Schreiner etablierten sich. Ein Maschinenbauunternehmen, ein Sägewerk und eine Firma, die Zementbauteile herstellte, entstanden. Eine Ölpresse verarbeitete die in der Landwirtschaft erzeugten Produkte und fabrikmäßig wurde Seife hergestellt, die ebenfalls weltweit exportiert wurde.
      Auch Dienstleistungsunternehmen wie Hotels und Restaurants entstanden. So waren die Templer die Gründer der Tourismusbranche im Heiligen Land.
      Der Erste Weltkrieg beendete die Blütezeit der Templer in Palästina. Das Osmanische Reich zerbrach und Großbritannien erhielt Palästina als Mandatsgebiet. Die inzwischen verstärkt einsetzende zionistische Einwanderung brachte für die Templer einen härteren Wettbewerb um den Absatz der Waren aber auch um den Erwerb von Land mit sich.
      Die Templer fühlten sich stets mit Deutschland als ihrem Heimatland verbunden. So war es nicht verwunderlich, dass sich viele Templer zum Dienst in der Wehrmacht meldeten.
      Für die Mandatsmacht Großbritannien waren die Deutschen in Palästina während des Zweiten Weltkriegs Feinde. 800 der Templer wurden 1941 nach Australien deportiert und leben dort bis Kriegsende in einem Internierungslager, bis sie vom australischen Staat die Erlaubnis bekamen, sich bei Melbourne und Sydney anzusiedeln.
      Mit der Gründung des Staates Israel 1948 wurden die noch im Land lebenden Templer nach Zypern ausgesiedelt. Viele zogen nach Australien weiter. Ein Teil kam wieder in die württembergische Urheimat zurück. Heute gibt es in Stuttgart-Degerloch eine Gemeinde, die rund 200 Personen umfasst und ein eigenes Gemeindezentrum besitzt. In Australien bildeten sich unterdessen auch neue Gemeinden mit einer Mitgliederzahl von rund 600 Personen
      Geblieben ist der Grundgedanke der Gründer, der im Losungswort „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ zusammen gefasst ist.

      Nachtrag: „Die Siedlungen der Templer in Palästina“
      (unter Verwendung des Buches „Kultureller Wandel in Palästina im frühen 20. Jahrhundert“ erschienen im bibliotheca academica Verlag)
      Haifa
      Am 30.10.1868 trafen Hoffmann und Hardegg ein; 1869/70 wurde als erstes Haus das Gemeindehaus gebaut; Straße vom Meer bis zum Bergabhang; Stadt mit drei Abteilungen:
      >> Industrie- und Handwerksbetriebe und öffentliche Gebäude
      >> Wohngebiet für Handwerker und Bauern
      >> Wohngebiet der Winzer am Abhang des Karmel
      1905 erhielt Haifa Anschluss an die Hedschasbahn, was einen beträchtlich Aufschwung von Handel und Tourismus nach sich zog.
      Landwirtschaft: Wein, Weizen, Hülsenfrüchte, Wassermelonen, Viehzucht
      Geschäftshäuser: Handel mit Haushaltsgeräten, Baumaterialien und landw. Maschinen
      Handwerker: Schlosser, Schreiner Seifensieder
      Dienstleistung: Hotel
      Jaffa
      1869 Kauf einer 2,5 ha großen Parzelle (amerikanische Kolonie mit deutschem Krankenhaus) nordöstlich von Jaffa in den Orangengärten. Weitere Aufkauf von Land. 1885 Bau von Wohnhäusern am Rande der Altstadt. Gründung der Zweigniederlassung Walhalla.
      In der Siedlung war ein Archäologisches Museum, ein Botanischer Garten und Tiergarten vorhanden.
      Siedler waren im Handel, Gewerbe, Industrie (Eisengießerei der Gebrüder Wagner in Walhalla mit über 100 Beschäftigten) und Tourismus und Verkehrswesen tätig.
      Sarona
      1871 Erwerb von 60 ha Land in der Sarona-Ebene nordöstlich von Jaffa. Aufteilung in 18 Parzellen mit Kreuz- und Querstraße. 1873 Einweihung des Gemeindehauses mit Schule. Viele Siedler starben durch Krankheiten der Sumpflandschaft. Mit Hilfe von Eukalyptusbäumen wurden Sümpfe trocken gelegt. Die Siedlung hatte noch während der britischen Mandatszeit Zuwachs.
      Landwirtschaft: Gerste, Weizen, Wein (Export), Bananen, Zitrusfrüchte, Gemüse und Obst und Blumen in Gewächshäusern
      Jerusalem
      Bereits 1871 waren 25 Templer in Jerusalem und Umgebung ansässig. 1877 setzte Hoffmann den Beschluss zur Übersiedlung von Jaffa nach Jerusalem durch. Im November 1877 Bau des Schulgebäudes (Templerstift). 1878 Umzug nach Jerusalem und damit Verlegung des geistigen Zentrums der Templer.
      Lehrer
      Kaufleute und Handwerker
      Wilhelma
      1902 Erwerb einer 8 Quadratkilometer großen Fläche in der sich Templer aus Jaffa und Sarona niederließen. Hauptstraße 1.400m lang und 18 m breit. Gemeindehaus mit Schule und Ackerbauschule waren vorhanden.
      Landwirtschaft: Orangen, Olivenbäume, Weizen, Wein, Mandelbäume, Viehhaltung
      Bethlehem
      19.05.1906 Erwerb einer ca. 700 ha großen Fläche. Einteilung der ackerbaufähigen Fläche in 10 Gewanne. Berg- und Waldland wurde in Gemeindebesitz belassen. Wasserturm, Gemeindehaus mit Schule
      Landwirtschaft: Ackerbau, Anbau von Gemüse, Viehzucht, Milchwirtschaft, Weinbau, Waldwirtschaft
      gez.
      Klaus Dölker

  • Quellen 
    1. [S23] Schwinghammer, Frank, Schwinghammer.